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Rez. Blasenentzündung u. Reizblase

Kategorie: Special-harninkontinenz.de » Expertenrat Harninkontinenz | Expertenfrage

12.03.2006 | 05:36 Uhr

Sehr geehrte Experten,

ich leide seit nunmehr 6 Jahren unter einer Reizblase, díe nach einer langwierigen, wiederkehrenden bakteriellen Blasenentzündung das erste Mal auftrat.

Mit 17 bekam ich meine erste Blasenentzündung, etwa ein Jahr später die erste, die mit Antibiotika therapiert werden musste. Seitdem hatte ich, immer im Zusammenhang mit Geschlechtsverkehr, immer mal wieder eine Entzündung, die entweder mit viel trinken in den Griff zu kriegen war oder, weil auch Fieber und beginnende Schmerzen im Nierenbereich hinzu kamen, mit Antibiotika behandelt wurden. Nach wenigen Tagen war das Problem in der Regel erledigt. Mit 22 aber, nach einem Partnerwechsel, bekam ich dann die besagte langwierige Entzündung, die sich dann, als schon lange keine Keime o.ä. mehr nachgewiesen werden konnten, aber zu einer Reizblase entwickelte. D.h. die Symptome (ständiger Harndrang, Schmerzen, vor allem kurz vor und direkt nach dem Wasserlassen) blieben bestehen (Anm.: der Partner ließ sich beim Urologen untersuchen, man stellte nichts fest). In dieser Zeit war ich bei mehreren Urologen, es wurden auch 2 Blasenspiegelungen, von verschiedenen Ärzten durchgeführt. Es wurde, bis auf eine leichte Rötung der Harnröhre, nichts festgestellt. Da ich jedoch sehr darunter litt, probierte ich alles mögliche aus (pflanzliche Mittel, Preiselbeersaft, Homöopathie). Nichts half wirklich, aber im Schneckentempo, d.h. über einen Zeitraum von 3 Jahren, wurden die Symptome ganz langsam von selbst besser. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ein normaler Geschlechtsverkehr nicht mehr möglich war, denn dann gingen die Schmerzen schon kurz danach (10 Minuten) wieder los.

Dies belastet natürlich seither meine Beziehung. Zum einen mich direkt, da mir (obwohl wir Sexualität nach wie vor, nur eben ohne Eindringen praktizieren) das ziemlich fehlt, zum anderen indirekt, da es für meinen Partner natürlich sehr schwer ist und wir auch schon mal einen Gedanken ans Kinderkriegen verschwenden...
Ansonsten war es aber, wie gesagt, besser.

Dann bekam ich 2003, auf einer Reise, vor der ich aufgrund einer Mandelentzündung Antibiotika schlucken musste, wieder eine bakterielle Infektion. Das erste Mal ohne dass Geschlechtsverkehr im Spiel war. Zunächst glaubte ich auch meinen Ohren nicht zu trauen, als mir der Urologe den Befund eröffnete, weil ich fest davon überzeugt war, dies trete bei mir nur in Verbindung mit Verkehr auf. Die Entzündung wurde mit Antibiotika behandelt, war ok, allerdings bekam ich nach 2 Wochen einen Rückfall/eine neue Infektion, die trotz sofortigen Trinkens in Massen, binnen weniger Stunden Fieber und Nierenschmerzen auslöste. Wieder bekam ich Antibiotika, es dauerte diesmal 3-4 Wochen, bis es einigermaßen besser ging, aber plums, da war sie dann wieder, die Reizblase.

Im ersten halben Jahr nach der Infektion war es am schlimmsten, wohl auch weil ich in ständiger Angst lebte, einen Rückfall zu erleiden. Ich versuchte wieder alles mögliche, suchte einen neuen Homöopathen, Akkupunktur, nichts half wirklich. Regelmäßig war ich beim Urologen, der, bis auf eine Ausnahme, wo ich auch gleich wieder ein Antibiotikum bekam, nie etwas feststellen konnte. Auch machte er wieder eine Blasenspiegelung. Wieder wurde eine leichte Rötung der Harnröhre diagnostiziert, sonst nichts. Nachdem ich immer wieder bei ihm vorstellig wurde, verschrieb er mir ein Spasmolytikum, was dann auch tatsächlich half. Allerdings wurden die Symptome zwar wesentlich besser, verschwanden aber auch nach mehreren Monaten nicht ganz. Nach wiederum 2 Jahren (bis vor kurzem) verblieb eine Reizblase, die, nun auch ohne Medikamente, bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr und ab und zu einem Glas Wein am Abend (das entspannte irgendwie auch die Blasenmuskulatur) nicht sehr störend war (ab und zu bei Kaffee, Bier, Kälte...). Nur eben immer noch kein (normaler) Geschlechtsverkehr möglich.

Nun hatte ich gerade den Entschluss gefasst, mit dem Problem mal einen Psychotherapeuten aufzusuchen, da ereilte mich ein grippaler Infekt, an den sich dann eine verstärkte Reizung der Blase anschloss. Nachdem die Beschwerden eine Woche lang nicht besser wurden, suchte ich einen Urologen auf (diesen kannte ich vorher nicht, denn es fand zwischenzeitlich ein Umzug in eine neue Stadt statt). Der meinte dann, es sei ein Befund da, er würde mir bei meiner Vorgeschichte sofort ein Antibiotikum mitgeben, aber auch eine Kultur anlegen lassen. Unter dem Antibiotikum (Cotrim forte) wurden die Beschwerden nicht wesentlich besser. Man stellte einen Erreger Staphylococcus cohnii fest und der Urologe verschrieb mir dann ein anderes Antibiotikum Nitrofurantoin, aber mit dem Hinweis, dass man nur wenige Bakterien in der Kultur (<1000) nachgewiesen hätte und er sich daher nicht sicher sei, ob die nicht aus der Scheide mit in den Becher geraten seien.

Nun habe ich von Stiftung Warentest eine Liste mit verschiedenen Antibiotika, auf der dieses aufgrund seiner Nebenwirkungen (vor bzgl. der Schädigung des Lungengewebes) nur in Ausnahmefällen für mehr als 3 Tage eingenommen werden soll. Für eine länger dauernde Anwendung wird dieses Medikament von den Experten als wenig geeignet eingestuft. Im Internet habe ich dann noch gelesen, dass man es heute eigentlich - aus denselben Gründen - kaum noch einsetzt. Ich soll es 10 Tage nehmen. Heute ist der 3. Tag (nachdem ich vorher 5 Tage Cotrim genommen habe bis die Kultur da war) und ich merke keine wesentliche Besserung. Ich habe nun Bedenken, dass sich bei mir vielleicht eher eine Verschlimmerung der Reizblase eingestellt hat und ich dieses, noch dazu vglw. gefährliche Medikament, garnicht einnehmen müsste... Zudem kann sich ja nach einer Antibiotika Therapie über mehr als 3 Tage dann erst recht ein Keim einschleichen, weil die Scheidenflora verändert wird. So, nun bin ich (vorerst) am Ende meiner Krankengeschichte. Verzeihen Sie, dass ich Sie nun so lange damit belästigt habe, aber ich weiß immer nicht, was nun wichtig und was unwichtig für eine Einschätzung meiner Situation ist. Vielleicht können Sie mir weiter helfen bzgl.
a) der langwierigen Reizblase
b) dem akuten Problem / meinen Bedenken.
Im Voraus allerherzlichsten Dank und Grüße
M.

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13.03.2006, 09:20 Uhr
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Hallo M.,
spontan würde ich sagen, Sie haben ein psychosomatisches Problem, erfahrungsgemäß durch Ihre ausführliche Beschreibung der Probleme.
Die meisten Harnwegsinfekte treten unabhängig vom GV auf.
Sie versuchen aber alles in einen Zusammhang mit GV zu bringen.
Suchen Sie einmal in aller Ruhe in Ihrem tiefsten Inneren, ob es dort eine Ursache gibt.
Eine psychosomatische Krankheit ist ja dem Namen nach nichts anderes, als dass eine psychische Belastung sich in organischen Beschwerden äußert. Letztlich ist die Immunabwehr auch so durcheinander, dass sich, wie z. B. in Ihrem Fall, auch Bakterien durchsetzen können und Krankheiten erzeugen, die mit dem Grundproblem nichts zu tun haben.
Das ist für einen Laien nicht gerade einsichtig, von den meisten Patienten wird diese Art der Krankheitsentstehung abgelehnt (man hat ja keine psychischen Probleme und möchte sich nicht in die Psychoecke abdrängen lassen).
Sollten Sie sich, in dem was ich geschrieben habe, nur andeutungsweise wiedererkennen, so sollten Sie einen kompetenten Psychosomatiker aufsuchen.

Viele Grüße

Dr. Rainer Schikore

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14.03.2006, 11:58 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Schikore,
vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Allerdings, das habe ich vielleicht nicht ganz klar gemacht, traten bei mir die meisten Infektionen sehr wohl durch den GV auf. Bis zu meinem 22. Lebensjahr hatte ich regelmäßig, so alle 2-3 Monate nach dem GV (meist über Nacht), Symptome einer Blasenentzündung. Manchmal gingen diese binnen 1 bis 2 Tagen durch viel Trinken weg, ca. jedes 4. Mal musste ich zum Arzt und bekam Antibiotika. Auch die letzte Blasenentzündung, nach der ich sozusagen den GV aufgegeben habe, trat nach dem GV auf. Ging dann aber eben ewig nicht mehr weg und es blieb diese Reizblase, die für mich den normalen GV unmöglich machte. Erst in den letzten Jahren hatte ich in einem Zeitraum von 4 Jahren 2x eine Infektion ohne GV. Das ist ja gar nicht so viel, mein Problem ist eher, dass diese Reizsymptome (Drang, Stechen, Brennen) dann einfach nicht verschwinden, nach jeder Entzündung plage ich mich Monate mit den Folgen herum. Hier könnte schon die Psyche mit eine Rolle spielen, man achtet auch ständig auf jedes Anzeichen, steigert sich richtig hinein. Andererseits kann es ebenso gut sein, dass die psychische Belastung erst mit diesen chronischen Schmerzen gekommen ist. Denn bei Dauerschmerz muss die Psyche doch leiden, oder? Zumindest kann ich keinen Grund finden, warum es vor nunmehr 6 Jahren damit anfing, obwohl ich ja vorher auch öfter Blasenentzündungen nach dem GV hatte, bei denen der Schmerz dann aber immer schnell wieder weg war.

Zum Wirkstoff Nitrofurantoin schreiben Sie jetzt nichts. Heißt das, sie teilen nicht die Bedenken anderer Experten das Medikament über mehr als 3 Tage zu nehmen? 3x100 Milligram soll ich über 10 Tage nehmen. Bin mittlerweile am 5. Tag, Beschwerden werden nicht besser, aber dafür ist mir ständig schlecht, und ich bin dauermüde.
Viele Grüße, M.

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16.03.2006, 09:47 Uhr
Antwort

Hallo M.,
Nitrofurantoin ist ein Mittel, das auch ich nur ungern aufschreibe, aufgrund der möglichen Nebenwirkungen. Wenn der Urin ausgetestet wurde, das heisst der Uricult positiv war und nur Nitro wirkt, dann müssen Sie es wohl nehmen. Auf Verdacht würde ich es allerdings nicht nehmen.

Die psychosomatische Geschichte kann natürlich durch chronischen Dauerschmerz hervorgerufen werden.

Hier stellt sich die Frage: was war eher da, das Huhn oder das Ei?

Nochmal als Tipp -> suchen Sie einen Psychotherapeuten auf, der sich mit psychosomatischen Erkrankungen auskennt.

Viele Grüße

Dr. Rainer Schikore

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17.03.2006, 12:19 Uhr
Antwort

Lieber Dr. Schikore,
danke für die Einschätzung. Es wurde eine Kultur angelegt und eben dieser Erreger Spaphylococcus cohnii gefunden, aber in einer so geringen Menge (<1000), dass der Urologe meinte: der kann sich auch mit eingeschlichen haben, aber da ich eben Beschwerden hätte, wüsste er es nicht besser. Da ich nun auch andere Beiträge von Ihnen gelesen habe (bzgl. Katheter-Urin, dies hat der Urologe nämlich nicht gemacht), werde ich mich wohl nochmal nach einem anderen Arzt umschauen. Zumal ich das Mittel nun 7 Tage nehme, noch immer keine wesentliche Besserung spüre, statt dessen aber mit Magen-Darm- und Kreislauf-Problemen zu tun habe.

Ich möchte die Möglichkeiten dieses Forums nicht überstrapazieren, mir ist schon klar, dass eine Dauertherapie auf diesem Weg nicht möglich ist. Deshalb nur noch eine letzte Frage: Welche Möglichkeiten habe ich (außer über Bekannte - denn wie gesagt, ich zog erst kürzlich hier her) einen guten Arzt (sowohl Psychotherapeut als auch Urologe) zu finden. Das Prinzip Trial and Error ist auf Dauer bei Berufstätigkeit schwer durchzuhalten.
Vielen Dank für Ihre Hinweise und Grüße
M.

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19.03.2006, 04:23 Uhr
Antwort

Hallo M.

ich würde in Ihrer Situation einmal auf einem K-Urin bestehen. Falls dieser negativ ist, bei weiter bestehenden Beschwerden, so wäre der Schritt urologische Psychosomatik angezeigt.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit über das Internet an den entsprechenden Kollegen/in zu gelangen. Die einzelnen KV-en (kassenärztlichen Vereinigungen) bieten auf ihrer Homepage oft Suchmaschinen an. Oder bei den entsprechenden Suchmaschinen urologe + psychosomatik eingeben.

Viele Grüße und guten Erfolg

Dr. Rainer Schikore

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13.07.2006, 04:27 Uhr
Antwort

hallöchen, kenne genau diese geschichte! mein partner und ich haben uns immer wieder gegeneinander angesteckt.ein sehr guter urologe hier in köln, hat diesen keim bei meinem partner im sperma gefunden, nicht im urin! die untersuchung war für ihn recht schmerzhaft.
nach verschiedenen medikamenten,die immer nur kurz eine rettung waren. nehme ich jetzt Amoclav 500 mg 3 x 1 tägl. für zehn tage. ob das elend dann vorrüber ist,mh, muß ich noch abwarten. der doc meint sonst muß bes über die wehne gehen, da ev. das medikament über den darm nicht genug verteilt wird und so immer wieder zum rückfall kommt. bisher schlägt es gut an und auch alle anderen kleinen wehwechen verschwinden. gleichzeitig nehme ich von der firma heel berberis- homaccord und bei ganz akut auch von heel reenel. echt super! lasse alle meine zähne ganzheitlich sanieren. es gammelte unter den füllungen! und baue die darmflora und scheidenflora gleichzeitig auf. trinke teemischungen!! morgens als erstes ein glas lauwarmes wasser und eine halbe stunde später erst tee oder essen. wichtig ist die darmflora!!! sollte die blase geschwächt sein gibt es einige möglichkeite diese wieder zu trainieren, ist wichtig. hoffe geholfen zu haben!fliege sonntag in den urlaub und komme am 9.8.06 zurück, solltest du dich bis dahin gemeldet haben..werde ich mal bericht erstatten ob nun alles gut geblieben ist. gruß beatrice

Experte-Schikore
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16.07.2006, 12:44 Uhr
Antwort von Experte-Schikore

Hallo Beatrice,

dann wollen wir mal das Beste hoffen.

Viele Grüße

Dr. Rainer Schikore