Hallo,
ich habe seit einem Jahr Probleme mit der Harnröhre.
Alles fing mit einer Untersuchung beim Frauenarzt an.
Dort wurde ein Clamydien-Test gemacht ohne mich vorher über die Risiken aufzuklären. Ich dachte, das wäre nur ein ganz üblicher Abstrich. Danach blutete ich aus der Harnröhre und konnte eine halben Tag nicht zur Toilette gehen - höllische Schmerzen beim Versuch Wasser zu lassen. Am nächsten Tag musste es ja mal sein und es tat immernoch sehr weh. Seitdem hatte ich permanent Schmerzen/Mißempfindungen dort. Mein FA tat die Sache nur ab und meinte, dass hätter er noch nie gehört, das so etwas Probleme macht. Danach war ich nie wieder dort.
Dann bin ich zum Urologen gegangen, weil ich endlich dieses Gefühl loswerden wollte. Er hat eine Blasenspiegelung versucht, dabei aber festgestellt, dass die Harnröhre viel zu eng ist. Er schlug mir eine Harnröhrenschlitzung vor. Das macht mir jedoch große Angst. Also schiebe ich es seit Monaten vor mir her. Seitdem hatte ich auch einigen Blasenentzündungen. Ich muss auch häufiger zur Toilette, auch 1-2mal nachts. Außerdem habe ich öfter Schmerzen, Stechen im Blasenbereich.
Ich will endlich wieder unbeschwert leben und auch in den nächsten Monaten schwanger werden.
Meine größte Angst ist, dass es durch die OP nur noch schlimmer wird. Gibt es Alternativen? Was droht, wenn ich die OP nicht mache? Sollte ich damit vielleicht bis nach der Schwangerschaft warten?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.
Anonym
Harnröhrenenge
Kategorie: Special-harninkontinenz.de » Expertenrat Harninkontinenz | Expertenfrage
Antwort von Experte-Schikore
Hallo,
ein Harnröhrenabstrich kann natürlich weh tun und die anschließenden Beschwerden verursachen, wenn die Harnröhren- öffnung zu eng ist. Das konnte Ihr Gynäkologe natürlich im Vorraus nicht wissen.
Ich nehme an, dass Ihr Urologe einen Uricult angesetzt hat (Urinuntersuchung auf Bakterien) und eine Harnstrahlmessung sowie Restharnbestimmung erfolgte.
Der erste Punkt dient zum exakten Ausschluß einer Blasenentzündung, die anderen Punkte können zusätzliche Hinweise auf Folgen der Harnröhren(öffungs)enge geben.
Wenn Ihre Harnröhrenöffnung zu eng ist, führt kein Weg an dieser (kleinen) OP vorbei. Hinterher werden Sie, in der Regel, beschwerdefrei sein und sich auf eine Schwangerschaft freuen können. Wenn Sie erst einmal schwanger sind, gibt es unter Umständen nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten.
Viele Grüße
Dr. Rainer Schikore
Antwort
Hallo,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Die Harnröhrenenge ist gesichert, da eine Blasenspiegelung versucht wurde, aber aufgrund der Enge nicht klappte. Nur ein Kathder ging durch.
Jedoch wurde eine Restharnbestimmung und eine Harnstrahlmessung nicht durchgeführt, was mich beunruhigt. Ist das ein Hinweis, dass mein Urologe sehr oberflächlich arbeitet? Die Praxis ist immer sehr voll.
Mikroskopische Untersuchung des Urins erfolgen bei jedem Termin.
Ich habe über die Operation gelesen, dass die Erfolgsquote nur bei 60% liegt. Können Sie das bestätigen? Gibt es keine Alternative? Z.B. die Dehnung? Nach der Katheder-Untersuchung hatte ich mehrere Woche kaum Beschwerden.
Außerdem habe ich Angst vor den möglichen Komplikationen der OP (Verletzung des Schließmuskels, etc.)
Welche Risiken bestehen, wenn ich die OP nicht machen lasse? Auch aufgrund des Restharns?
Vielen Dank schon im Voraus für Ihre Antwort.
Antwort von Experte-Schikore
Hallo,
die erste Frage kann und möchte ich so nicht beantworten.
In meiner Praxis würden diese Untersuchungen jedenfalls durchgeführt aufgrund des Beschwerdebildes und um mich rechtlich abzusichern.
Die Erfolgsaussichten sind meiner Erfahrung nach sehr viel höher. Selbstverständlich werden Sie über jegliche Risiken aufgeklärt werden müssen, sonst hat der Operateur hinterher ggf. ein juristisches Problem (wenn was schief geht).
Die ggf. auftretenden Probleme können Folgende sein: chronische Harnwegsinfektionen; eine überdehnte Blase, die nicht mehr leer wird; vermehrtes Wasserlassen (wie bei einem vollen Waschbecken: es geht nur das raus, was oben rein läuft); Rückstau zu den Nieren.
Ein operativer Eingriff ist letztlich auch ein seelischer Eingriff. Aber ich würde Ihnen, aufgrund Ihrer Beschreibungen, dazu raten.
Viele Grüße
Dr. Rainer Schikore
Bei weiteren Fragen
Antwort
Hallo Dr. Schikore,
ich habe den Arzt gewechselt.
Dieser scheint sehr viel professioneller zu sein.
Er hat sofort eine Restharnbestimmung gemacht (47ml) und ein ausführliches Gespräch geführt. Dann haben wir einen Termin für eine Harnröhrendehnung gemacht.
Bei diesem zweiten Termin konnte er bis zu 24er-Stäbe einführen und hat dann gleich eine Blasenspiegelung mitgemacht. Dabei hat er eine chronische Entzündung am Blasenausgang festgestellt. Dann hat er die Blase noch aufgefüllt und eine Flussmessung gemacht.
Kapazitzät 370ml. Die Fließgeschwindigkeit war zu langsam. Aber er meinte, dass sei nicht so schlimm. Auf meine Frage, was man dagegen machen kann, bekam ich keine richtige Antwort. Da müsse man nichts machen.
Aufgrund der Ergebnisse konnte er mir auch versichern, dass ich keine OP machen müsste.
Mir macht nur diese Entzündung Sorgen. Er will sie nicht behandeln - geht von allein weg. Aber wenn ich von meinen Beschwerden ausgehen, den Schmerzen seit über einem Jahr, dann besteht diese Entzündung ja schon sehr lang. Muss man das wirklich nicht behandeln???
Danke für Ihre Antwort.
Antwort von Experte-Schikore
Hallo,
ein Restharn von 47ml ist wirklich nicht viel. Die Kapazität von 370ml ist auch in Ordnung.
Mußte der Kollege die Harnröhre bis zu der Weite von 24 (man nennt das Charriere) aufdehnen oder ist er jeweils problemlos durch die Harnröhre hindurchgekommen?
Wenn er aufdehnen mußte, dann kann sich die jetzt noch langsame Fließgeschwindigkeit verbessern.
Was er unter dem Begriff Entzündung versteht, kann ich jetzt auch nicht genau sagen: Wenn im Urin Bakterien nachgewiesen wurden, kann man das gezielt mit Antibiotika behandeln. Ansonsten besteht vielleicht nur ein Reizzustand durch die vorher bestehende Enge, die sich im Lauf der Zeit von selbst gibt.
Viele Grüße
Dr. Rainer Schikore
Antwort
Hallo Dr. Schikore,
das Dehnen ging ohne Probleme. Nur direkt am Blasenausgang tat es weh. Bei der Blasenspiegelung sah der Arzt dann die Entzündung, die wohl die Schmerzen verursacht. Bakterien sind im Urin nicht vorhanden. Da er sagte chronische Entzündung und ich auch schon lange Schmerzen habe, mache ich mir Sorgen. Er sagte auch, dass es von selbst weg gehen müsse. Aber das verstehe ich nicht bei der Aussage chronische (!) Entzündung. Eine ständige Entzündung kann doch nicht gut sein. Kann man wirklich nichts machen? Kann ich selbst etwas tun? Bestimmte Dinge viel oder gar nicht trinken, etc.?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Antwort von Experte-Schikore
Hallo,
am Blasenausgang war dann wohl auch die enge Stelle, dann kann es auch etwas weh tun.
Mit dem Begriff chronische Entzündung habe ich so meine Schwierigkeiten.
Die Beschwerden sind wohl als Folge der Harnröhrenenge zu sehen. Sie sollten zunächst einmal abwarten, welche Änderungen sich nach der Weitung einstellen.
Ggf. muß die Dehnung später einmal wiederholt werden, wenn Sie eine Harnstrahlabschwächung feststellen.
Sie selbst können, bis auf eine normale Körperhygiene und ausreichender Flüssigkeitszufuhr wenig tun.
Viele Grüße
Dr. Rainer Schikore
Antwort
Hallo Dr. Schikore,
nach einiger Zeit melde ich mich mal wieder.
Zwischendurch hatte ich eine gute Zeit. Wenig Beschwerden.
Jetzt musste ich wegen einer Mandelentzündung Antibiotika nehmen (Aminoxicillin 1000). Nach etwa vier Tagen merkte ich starke Schmerzen an der Blase. Besonders wenn sie voll war, aber auch beim Wasserlassen und auch permanet. Mein Urologe sagte, das könne von dem Medikament kommen. Der Urin war ok. Ich sollte abwarten, wie es sich nach der Antibiotikaeinnahme entwickelt. Zum Glück ist es deutlich besser geworden. Leider nicht ganz weg. Es schmerzt immer wieder und der Urin fließt nicht immer gleich gut.
Da ich im nächsten Zyklus schwanger werden möchte, kann ich keine Medikamente nehmen. Er hätte mir sonst Vesicur gegeben. Aber ich möchte jetzt endlich schwanger werden. Ich warte schon seit einem Jahr wegen ständiger Krankheiten. Und ganz weg gehen die Beschwerden mit der Blase sicher nicht mehr. Damit habe ich mich schon abgefunden.
Meine Frage nun, sollte ich vielleicht noch jetzt einmal eine Dehnung machen lassen. Der Urologe sagte damals zwar, dass es gar nicht so eng war, aber ich hatte das Gefühl, dass es damals einige Monate besser war danach.
Der Harnstrahl ist nun sehr unterschiedlich. Manchmal auch sehr schwach.
Was spricht für und was gegen die Dehnung? Besonders im Hinblick auf die erhoffte Schwangerschaft.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Antwort von Experte-Schikore
Hallo,
ich hoffe, dass Ihr Urologe eine Urinkultur angelegt hat. Nur dann können Sie sicher sein, dass Sie keine Blaseninfektion haben.
Wenn Ihre Blase leer wird (sonographische Abklärung), dann ist keine Dehnung nötig.
Eine Dehnung der Harnröhre kann das Gewebe, ohne das es sichtbar ist, einreißen lassen und anschließend kann sich Narbengewebe bilden. Durch Ausbildung von Narbengewebe wird die Harnröhre dann womöglich noch schneller eng.
Viele Grüße
Dr. Rainer Schikore
Antwort
Hallo,
ich glaube kaum, dass er das getan hat, da die Sprechstundenhilfe sofort gesagt hat, dass alles ok ist.
Und ich dachte auch, durch das Antibiotikum ist eine Blasenentzündung gar nicht möglich.
Einen Ultraschall hat er nur beim ersten Mal gemacht, danach wollte er mir immer nur Tabletten geben. Ich habe auch immer gedacht, dass er mal wieder nachsehen sollte.
Was sagen Sie denn zum Kinderwunsch? Was kann ich tun, damit ich die Schwangerschaft gut überstehe mit meinen Blasenproblemen? Worauf sollte ich achten, was vermeiden? Sport, Getränke,...
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Antwort von Experte-Schikore
Hallo,
bei den momentanen Beschwerden sollten Sie doch mal nachfragen, ob ein Uricult angelegt wurde.
Ein Antibiotikum wirkt nicht pauschal gegen alle Bakterien. Daher ist es sinnvoll einen Uricult anzulegen und bei positivem Befund den entsprechenden Keim auszutesten.
Bezüglich des Kinderwunsches sollte Sie einfach auf die Natur vertrauen.
Viele Grüße
Dr. Rainer Schikore