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7-jähriger hält Urin an, bis er einnässt

Kategorie: Special-harninkontinenz.de » Expertenrat Kindliches Einnässen | Expertenfrage

13.06.2011 | 11:07 Uhr

Mein 7-jähriger Sohn Jonas macht immer mal wieder am Tag in die Hose. Das passiert etwa 1-2 mal pro Woche. Es kommt meistens in Situationen vor, wo er sich entweder intensiv mit etwas beschäftigt oder wenn er sich nicht traut zu sagen, dass er mal auf die Toilette muss - wie z.B. beim spielen, während dem Schulunterricht oder wenn ich mit ihm unterwegs bin wie etwa beim Einkaufen.
Der Junge Zeigt dann meistens deutliche Anzeichen, dass er auf die Toilette muss. Hierbei wird er immer mehr unruhiger, geht ab und zu in die Hocke, kreuzt die Beine, trippelt von einem Bein aufs andere oder zieht sich vorne andauernd an der Hose herum. Er versucht dann über einen längeren Zeitraum immer wieder seinen Urin anzuhalten. Irgendwann gehen dann die ersten Tropfen in die Hose. Trotzdem versucht er es immer noch anzuhalten und zappelt immer mehr herum. Nach ca. 10 Minuten ist der nasse Fleck auf seiner Hose etwa Faustgroß und kaum noch zu verbergen. Schließlich kann er es nicht mehr halten und lässt alles in die Hose laufen. Hinterher ist es ihm dann peinlich und unangenehm. Totzdem sagt er ab und zu nicht, dass er auf die Toilette muss. Ich denke, er ist einfach etwas zu schüchtern!? Auch wenn ich ihn frage, ob er mal muss oder mit ihm einfach zur Toilette gehe, sagt er nur ich muss aber nicht. Daher sage ich gar nichts mehr und er sagt es mancchmal zumindest von selbst, dass er mal muss.
Der Junge geht in die erste Klasse, ich bin alleinerziehender Vater, bin selbstständig und kann meine Zeit selber einteilen. Somit kann ich mich auch immer gut um meinen Sohn kümmern und habe viel Zeit für ihn. Das häufige Einnässen belastet uns sehr und ich weis einfach nicht mehr weiter. Sein Kinderarzt hat organische Ursachen ausgeschlossen. Auch ein Psychologe konnte uns nicht weiter helfen. Ich wäre für jede Hilfe und jeden Ratschlag sehr dankbar.

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14.06.2011, 01:34 Uhr
Antwort

Hallo,

wenn die Basisuntersuchung ergeben hat, dass nichts Organisches nachzuweisen ist, könnte bei Jonas eine zu kleine Blasenkapazität mit einem hyperaktiven Blasenmuskel vorliegen. Sie könnten dazu am besten einmal ein Trink-Toilettenprotokoll anfertigen - über 3 Tage die einzelnen Trink- und Harnmengen notieren; dazu auch Zeichen von Verdrücken und die Inkontinenz. Vielleicht kann sich Ihr Kinderarzt das noch einmal mit Ihnen zusammen anschauen. Ich vermute, dass darin die schon genannte, nicht altersgerechte Blasenkapazität sichtbar wird. Wenn sich das so bestätigt, dann wäre durch bestimmte Verhaltensänderung wahrscheinlich schon eine schnelle Besserung zu erreichen. Ganz wichtig ist - lassen Sie es nicht zu , wenn Sie es sehen, dass ihr Sohn verdrückt. Schicken Sie ihn auf die Toilette und setzen Sie sich hier durch. Am besten ist es, wenn man so etwas zusammen bespricht - gewissermaßen einen gemeinsamen Plan oder ein Trainingsprogramm zusammenstellt. Ihr Sohn sollte bitte möglichst regelmäßig am Tage trinken und genauso regelmäßig die Toilette aufsuchen. Bei Schulkindern muss das natürlich dem Schulalltag angepaßt werden. Ca. alle 2 Stunden (ohne Dogma!) etwas trinken und auf die Toilette gehen - das heißt, auch wenn man im Moment vielleicht noch gar nicht so nötig muss. So trainiert man die Blase im Hinblick auf die eigene Kontrolle und die Vergrößerung der Blasenkapazität. Sie sollten mit den beteiligten Lehrern sprechen und dafür sorgen, dass Ihr Sohn - vielleicht auch ohne zu fragen - auch mitten im Unterricht wenn es nötig ist, die Toilette aufsuchen kann.

Wenn trotz aller Mühen auf diesem Wege keine Besserung zu erreichen ist, kann man den Prozeß der Vergrößerung und Kontrolle der Blase mit Medikamenten unterstützen - dazu benötigen Sie aber natürlich fachärztliche Hilfe.

Etwas unternehmen sollten Sie auf jeden Fall, denn auf die Art einnässende Kinder werden leider oft Opfer von Hänseleien und Ausgrenzung in der eigenen Schulklasse. Dem sollte man rechtzeitig begegnen, indem man das Problem aus der Welt schafft.

Viele Grüße
Ihre Sibylle Böhmer